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Hoofdinspecteur Eugène Heijnen an seinem Arbeitsplatz im Düsseldorfer LKA
NRW/Niederlande: Ölkännchen zwischen den Rädern
Beim Thema Fußball hält Eugène Heijnen Sicherheitsabstand. So richtig möchte er nicht raus mit der Sprache. Schon gar nicht zu Meisterschaftszeiten, wenn Niederländer und Deutsche um die Krone in Europa kämpfen. „Ich bin immer für die Mannschaft, die schöner und besser Fußball spielt, und welche Mannschaft das ist, das ist ja klar.“ Also doch.
Streife-Redaktion

Der 60-jährige Niederländer fiebert mit Oranje. Auch wenn er in seinem Job ein gutes Beispiel für grenzübergreifende nachbarschaftliche Zusammenarbeit ist und seinen Arbeitsplatz seit vier Jahren in Düsseldorf am Rhein hat, hört beim Fußball die Gemeinsamkeit auf. Da fühlt der Vater von drei Kindern und fünffache Großvater national. Das passt.

Hoofdinspecteur Heijnen – im Dienstgrad vergleichbar mit einem deutschen Polizeioberrat – dient als niederländischer Verbindungsbeamter im Landeskriminalamt. Seine heimatliche Station ist die Eenheid Limburg in Maastricht. Sieben Jahre war er beim Mobilen Einsatzkommando (MEK) und hat dabei schon eng mit dem deutschen MEK zusammengearbeitet, leitete mehrere Jahre die Abteilung Staats- und Verfassungsschutz und war maßgeblich an der Reorganisation der Nationalen Polizei in den Niederlanden beteiligt. Ob organisierte Kriminalität oder Flüchtlingskrise in Griechenland 2016 – Eugène Heijnen war stets dort, wo brisante Themen auf dem Tisch lagen. 44 Jahre kommen so bei der niederländischen Polizei zusammen, die letzten vier davon abgeordnet in Deutschland.

Als Kontaktbeamter zwischen der nationalen Polizei in den Niederlanden und dem LKA Düsseldorf beschäftigt er sich mit Ermittlungsfragen und grenzüberschreitender Kriminalität wie Drogendelikten, Menschenhandel, Geldautomatensprengungen, Waffenhandel, Geldwäsche oder organisierter Kriminalität. „Meine Aufgabe ist es, die Ermittler schnell zusammenzubringen, damit Zusammenhänge analysiert werden und es rasche Ermittlungserfolge gibt“, sagt Heijnen.

„Auch Fragen von der Schutzpolizei beantworte ich natürlich gern, wenn ich kann. Ich bin sozusagen das Ölkännchen zwischen den Rädern, damit alles geschmeidig läuft.“

Begonnen hat diese länderübergreifende Zusammenarbeit vor einigen Jahren mit einem „Informationstisch“, heute ist es EPICC in Kerkrade. Mit Heijnens Einzug ins LKA ist Kriminalhauptkommissarin Cordula Kolbinger aus dem LKA 2017 in die Niederlande gewechselt und versieht ihren Dienst nun als Verbindungsbeamtin bei der „Landelijke Eenheid“ in Driebergen. Das gemeinsame Ziel war und ist es, Kriminalität vereint und effektiv zu bekämpfen. Auch mithilfe von Steuerfahndung, Gemeindeverwaltungen und Genehmigungsüberprüfungen, um alle Möglichkeiten auszuschöpfen, wie beim Projekt EURIEC im niederländischen Heerlen. „Uns eint die Frage, wie man sich als Behörde wehrbarer aufstellen kann gegen Kriminelle. Mithilfe der Expertise der verschiedenen Fachleute der Länder wurden die effektivsten und nachhaltigsten Instrumente und Strategien entwickelt. Zuerst zwischen den Niederlanden und Deutschland und dann natürlich auch zusammen mit Belgien“, beschreibt Heijnen die Aufgabe.

Die Bedeutung der Kooperation in der Polizeiarbeit zwischen den drei Ländern unterstrich auch NRW-Innenminister Herbert Reul im Juli bei seinem Besuch in Kerkrade, wo Deutschland, Belgien und die Niederlande bereits seit 2005 in einer Arbeitsgemeinschaft der Polizeibehörden der Euregio Maas-Rhein nach dem Prinzip der zusammengeschobenen Schreibtische grenzüberschreitend kooperieren. „Hier zeigen sich die Erfolge einer beispielhaften, langjährigen und vertrauensvollen Zusammenarbeit über Staatsgrenzen hinweg“, sagte Reul. „Kriminelle müssen wissen, dass sie keine Rückzugsräume haben und ihre Verfolgung nicht an Landesgrenzen endet.“

Die besonderen Herausforderungen in der Polizeiarbeit kennt Eugène Heijnen genau. „Wir sind souveräne Staaten mit unterschiedlichen Gesetzen. Der Ruf nach neuen, angeglichenen Gesetzen wird schnell laut, aber es gibt Unterschiede. Wenn wir uns nähern, um gemeinsam Kriminalität zu bekämpfen, müssen wir dies akzeptieren und neue Ermittlungswege gehen.“ So gibt es unterschiedliche Herangehensweisen. Mit Verständnis und Einblicken in die jeweils andere Arbeitsweise entstehe jedoch eine neue Energie bei der Kriminalitätsbekämpfung und die Schnittmenge werde immer größer. Für ein weiteres erfolgreiches Miteinander hält Heijnen Begegnungen im LKA zwischen Kollegen aus den Niederlanden und Deutschland wie beim Kulturtag im LKA für ausgesprochen wichtig. „Wir haben uns mit Kulturdifferenzen und der Entstehung beschäftigt. Wenn man weiß, wie der andere tickt, dann ist es einfach einfacher.“

In Zukunft wünscht sich der Hoofdinspecteur noch mehr gemeinsame Polizeiteams, die zusammen Streife fahren und grenzüberschreitend tätig werden. Auch die Leitstellen arbeiten grenzüberschreitend zusammen. So hat man direkt Informationen zu vorherigen Einsätzen oder personengebundene Hinweise, ob zum Beispiel eine Waffe im Spiel sein könnte oder es bereits häusliche Gewalt gegeben hat. Diese Informationen können Leben retten und sind für die einschreitenden Polizeibeamten wichtig. „Gut wären gemeinsame Leitstellen, die auch die sozialen Medien beider Länder als Informationsquelle nutzen dürfen. So könnten Gefahrensituationen durch bessere Informationen und die dann vorhandenen Sprachkenntnisse bei grenzüberschreitenden Lagen noch besser gemeistert werden.“ Auch um diese Zusammenarbeit weiter voranzubringen, fährt der Niederländer Heijnen morgens die 76 Kilometer von seinem Wohnort Brunssum in Holland zum Schreibtisch in Düsseldorf. Und abends zurück.

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