Betrugsmasche Call ID Spoofing

Anhaltekelle der Polizei
Betrugsmasche Call ID Spoofing
Die Internettechnik macht es möglich, dass Kriminelle die offiziellen Rufnummern von Behörden für ihre Interessen missbrauchen. Das Phänomen nennt sich Call ID Spoofing und nutzt das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger in Behörden und Ämter aus.
Ein Beispielsfall aus dem Jahr 2014:

Um sich glaubwürdig zu machen, zog ein Betrüger in der Nacht vom 14. auf den 15. Mai auf der Werler Straße alle Register: er missbrauchte die Notrufnummer der Polizei, ließ eine unechte Polizeistreife vorbeifahren und täuschte das Fachwissen eines Ermittlers vor. Am Ende flog der Schwindel auf, der Betrüger machte aber Beute.

Gegen 1.15 Uhr wählte der Unbekannte die Rufnummer einer Tankstelle auf der Werler Straße. Eine 44-jährige Angestellte nahm ab und sprach mit dem selbsternannten Polizisten. Man sei einer Betrügerbande auf der Spur und benötige dringend die Mithilfe der Angestellten. Die Betrüger hätten sich auf die Erlangung von Paysafe-Karten spezialisiert. Man bräuchte deshalb nun originale Paysafe-Kartennummern.
Zur Erklärung sei gesagt, dass man mit Paysafe-Karten ohne Angabe von persönlichen Daten die Leistungen ausgesuchter Anbieter bezahlen kann. Dazu kauft man eine solche Karte mit einem entsprechenden Guthaben. Will man damit zahlen, muss man die 16-stellige PIN-Nummer einer solchen Karte eingeben. Genau diese 16-stelligen Nummern waren es, die der Betrüger bekommen wollte.

Die 44-Jährige hegte berechtigte Zweifel an der Legende des Unbekannten. Dieser wies darauf, dass im Display doch die 110 auftauchen würde. Um sich noch glaubwürdiger zu machen, ließ der Betrüger anschließend mit Ankündigung sogar noch ein Fahrzeug an der Tankstelle vorbeifahren. Es erschien der Angestellten wie ein echter Streifenwagen. Überprüfen ließ sich das gestern Nacht nicht mehr.

Nach so viel Überzeugungsarbeit durch den Betrüger übermittelte die Frau schließlich die Nummern von zwei Paysafe-Karten, die in der Tankstelle zum Verkauf angeboten werden. Als sie danach unter Zweifeln den Vertreiber der Karten anrief, fiel der Schwindel auf. Die 44-Jährige wählte nun selbst die 110 und erstattete bei der echten Polizei eine Strafanzeige.

Eine raffinierte Masche

Das Phänomen, unter einer anderen Identität, bzw. Telefonnummer jemanden anzurufen, nennt sich Call ID Spoofing. Die Internet-Telefonie macht diese Masche möglich. Anstatt der Originalrufnummer wird in der Rufnummernanzeige eine x-beliebige Nummer angezeigt. Betrüger missbrauchen dies, um sich vertrauliche Informationen zu beschaffen oder ihre Opfer unter Druck zu setzen und zu Zahlungen zu drängen. Die Betrüger sind sprachlich gut geschult und bedienen sich offizieller Rufnummern von Staatsanwaltschaften, Finanzämtern, Polizeidienststellen oder auch Rechtsanwaltskanzleien. Zum Teil werden die Durchwahlen von existenten Sachbearbeitern benutzt. Bei Zahlungsaufforderungen werden moderne Zahlungsmittel wie die Paysafe-Karte, Ukash oder Western Union bevorzugt.  

Die Polizei rät, am Telefon niemals sensible, persönliche Daten preiszugeben oder aufgrund eines Anrufes eine Überweisung zu tätigen. Das Gespräch sollte man beenden. Im Zweifelsfall kann man anschließend selbst bei der entsprechenden Behörde anrufen und sich erkundigen. Mit der Notrufnummer 110 wird im Übrigen nie woanders angerufen.

In dringenden Fällen: Polizeinotruf 110